Das triviale Interview mit Ferdi Streit
(aus den Nudel News No. 5 / November 1994)
Ferdi, was hälst Du von dem Vorwurf, Du seiest der einzige der Band, der auch wirklich
wie ein Musiker aussieht?
"Das ist doch kein Vorwurf! Das trägt mich eigentlich, sozusagen, als Mitmensch." Interviewer
zögert, fährt dann aber fort:
Wie fühlt man sich, wenn man während eines ganzen Konzertes fernab der Front seine
Trommeln bearbeitet und dann plötzlich mitten im Rampenlicht einen der
Show-Höhepunkte (z.B. der Ballerina-Tanz) vom Stapel lässt?
"Nun, das geniesst man natürlich. Wie Du sagst, man ist plötzlich ausgesetzt - einem Gefühl
wohliger Lichtwärme, lässt sich tragen von einer Wolke von Mitgefühl der Menschen." Ferdis
Stimme hat einen verklärt-philosophischen Touch - der Interviewer setzt dem ein Ende:
In wie vielen Bands spielst Du derzeit?
"Im Moment spiele ich in fünf Bands. Mit meiner Rhythm 'n' Blues Band Cord'n'blöö trete ich
übrigens am 9.12.1994 im Aescher CaBaRe Ascot auf."
Weshalb machst Du nicht mehr in acht Bands mit?
"Weil ich älter werde und es deshalb nicht mehr verkrafte."
Da drängt sich natürlich ein Vergleich auf: was gefällt Dir bei den Dampfnudeln?
"Bei den Nudeln gefällt mir speziell"...denkt nach..."der schöne Verstärker, den Michi Motter
bearbeitet" - nun muss der Interviewer aber durchgreifen:
Jetzt aber ein bisschen ernsthafter, wenn ich bitten darf!
Ferdi lacht "Also, mir gefällt speziell, dass es so viele spontane Diskussionen über sehr
tiefgründige Angelegenheiten gibt, zwischen den Stücken bei den Proben."
Und was gefällt dir nicht?
langes Schweigen "Merci." langes Schweigen "Also, was mir nicht gefällt ist vielleicht... der
Riesenstress jedesmal....du weisst nie, ob du dir nicht den Kopf anschlägst, die Haut abschürfst
oder s'Füdle verbrennst; es ist eben die alte Geschichte." (siehe Korsika-Bericht in der NN Nr. 4
- die Red.)
Apropos alt, du bist von Anfang an dabei, da gibt es doch sicher so manche Anekdote zu
erzählen?
"Hm, ja, da wäre natürlich die Story vom Open-Air Titterten anno '93 als ich vorher noch einen
Cord'n Blöö -Gig in der Innerschweiz hatte und ich mit meinem Fahrer dümmlicherweise drei Mal
durch den Belchentunnel gefahren war, bevor wir endlich in Titterten ankamen. Ich war viel zu
spät dran und musste noch im Dunklen einen sumpfigen Hang raufwaten, die reinste Rutschpartie.
Ich wusste, die anderen würden mich lynchen, doch plötzlich hörte ich sie spielen. In ihrer
Verzweiflung, das Volk wurde natürlich ungeduldig, hatten sie einfach einen Schlagzeuger aus dem
Publikum geholt, erst noch einen guten (Daniel von der Chicago Dave Blues Band - die Red.).
Solche Pannen passieren mir ab und zu und fahren irgendwie noch ein."
Hast du neben dem Schlagzeugen überhaupt noch Zeit für etwas anderes?
"Keine intimen Fragen bitte!!"
Ja aber du verdienst doch zuwenig Geld mit deinen Bands.
Das Interview gerät ein wenig aus dem geordneten Frage-Antwort Schema "Also eigentlich
ist nicht Musik machen mein grösstes Hobby, sondern meine Passionsblume."
Trotzdem, woher kommt denn die Kohle?
"Die Kohle kommt vom Arbeiten, hey, heavy Schuften, mit Kindern, als Turn- und
Geschichtslehrer."
Nun die Frage, die ganz Basel beschäftigt: woher hast du deine phänomenalen Waden?
"Die kommen ganz klar von meinem Froschhüpfen, das ich früher immer gemacht habe."
Weshalb hast du das denn gemacht?
"Das habe ich gemacht, um beim Skispringen (Ferdi war früher in der Tat eine Koryphäe - die
Red.) schneller und kräftiger und koordinativ besser vom Schanzentisch wegzudrücken."
Und das hält so lange an? Du machst es ja nicht mehr, oder?
"Nein, aber anscheinend ist das.....irgendwie....lebenslänglich, quasi."
Bist du eigentlich froh darüber?
Endlich nimmt das Interview triviale Form an "Ich bin froh darüber, ja, ich bin stolz darauf."
Bist du schon von Frauen angesprochen worden, die deine Waden absolut sexy fanden?
"Nein, da muss ich jetzt ehrlicherweise zugeben, dass dies eher Männer finden."
Deine Botschaft an die Nudelsympathisanten?
zägert eine Sekunde, dann kommt die Erleuchtung "Nudelt euren Arm!"
Okay Ferdi, herzlichen Dank für's Interview. Wie hast du dich dabei gefühlt?
"Ich hoffe einfach, dass es für den letzten Zug reicht (Ferdi lebt in Olten - die Red.). Es ist immer
das gleiche Problem."
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